Survival of the fittest, wenn man kein Teil der Familie ist

Shownotes

Wie behauptet man sich in einem System, in dem Blutsbande wichtiger sind als Hierarchien?

Führungskräfte, die nicht zur Unternehmerfamilie gehören, bewegen sich in einem eigenen Kosmos aus Loyalitäten, Machtstrukturen und unausgesprochenen Regeln. Diese Episode zeigt, welche Strategien erforderlich sind, um Vertrauen zu gewinnen, Einfluss aufzubauen – und zu bestehen, ohne sich zu verbrennen. Erfolg im Familienunternehmen ist kein Produkt von Machtspielen, sondern von Fingerspitzengefühl, Exzellenz und absoluter Diskretion.

Schlüsselerkenntnisse der Episode:

  • Wer in Familienunternehmen erfolgreich sein will, muss die unsichtbaren Regeln beherrschen – nicht nur die sichtbaren Organigramme.
  • Diskretion, Neutralität und strategische Anerkennung sind die stärksten Hebel für eine langfristige Karriere als familienfremde Führungskraft.

- Die bewusste Akzeptanz natürlicher Grenzen verhindert Enttäuschung und ermöglicht kluges Karrieremanagement.

Vorteile für den Zuhörer:

  • Erkennen Sie, warum Exzellenz und Zurückhaltung oft mehr bewirken als Machtstreben und Sichtbarkeit.
  • Verstehen Sie, wie Neutralität und strategische Verbundenheit in familiären Machtgefügen Ihre Position nachhaltig sichern.
  • Lernen Sie, wie Sie als externe Führungskraft eine tragfähige, respektierte Rolle im komplexen Umfeld von Unternehmerfamilien entwickeln.

Links: Zur Homepage von Schiede, Hülsbeck und Partner Zum LinkedIn-Profil von Dr. Christian Schiede

Transkript anzeigen

SHP-Audiocast Transkript

Episode: Survival of the fittest, wenn man kein Teil der Familie ist

Host: Christian Schiede Thema: Handlungsraum 4 - Unternehmerische Leistung strategisch fokussieren

Begrüßung

Herzlich Willkommen zum SHP-Audiocast.

Mein Name ist Christian Schiede. Jede Woche spreche ich über ein Schlüsselthema, um Familienunternehmen und Unternehmerfamilie gemeinsam besser zu machen.

Unser Ziel bei Schiede, Hülsbeck und Partner ist es, Sie dabei zu unterstützen, strategisch kluge Entscheidungen zu treffen, gemeinsam verantwortungsvoll zu handeln und Ihre Werte über Generationen zu sichern.

Die Schlüsselthemen, die wir uns in jeder Episode genauer anschauen, wechseln zwischen den folgenden vier Handlungsräumen:

Schlüsselthemen im ersten Raum zahlen darauf ein, den Familienzusammenhalt wirkungsvoll zu stärken.

Im zweiten Raum des Mehrgenerationenhauses, das Familienunternehmen für uns immer sind, geht es darum, die Eigentümervorteile der Familiengesellschafter wirkungsvoll zu sichern.

Die Governance smarter zu machen ist Schlüsselthema im dritten Raum.

Im vierten Raum geht es darum die unternehmerische Leistung strategisch zu fokussieren.

In der heutigen Episode befinden wir uns in Raum vier des Mehrgenerationenhauses. Treten Sie ein und begleiten Sie uns, bei folgenden Thema:

Survival of the fittest, wenn man kein Teil der Familie ist

Einführung

Familienunternehmen zeichnen sich durch eine besondere Kultur aus – tiefe Loyalitäten, unsichtbare Hierarchien und eine enge Verzahnung von Unternehmens- und Familieninteressen.

Für Führungskräfte, die nicht zur Familie gehören, birgt dieses Umfeld Herausforderungen: Vertrauen muss hart erarbeitet werden, während informelle Machtstrukturen oft wichtiger sind als formale Organigramme.

Dieser Beitrag beschreibt sieben Überlebenstaktiken – von der Kunst der Diskretion über strategische Anerkennung bis hin zur neutralen Positionierung in familiären Konflikten. Wer diese Spielregeln beherrscht, kann langfristig erfolgreich sein, ohne den „passenden" Nachnamen zu haben.

Familienunternehmen sind für ihre einzigartige Kultur berühmt und berüchtigt: tiefe Loyalität, generationsübergreifende Verantwortung – und eine oft unsichtbare Machtstruktur. Doch was bedeutet das für Führungskräfte, die nicht zur Familie gehören? Sie müssen in einem Umfeld bestehen, in dem familiäre Bindungen oft über formale Hierarchien dominieren. Nach über 20 Jahren Beratung von Familienunternehmen und Unternehmerfamilien haben wir einige Grundsätze identifiziert, die familienfremde Führungskräfte beherzigen sollten.

Die sieben Überlebenstaktiken

1. Verstehen Sie die „Räume" im Unternehmen

Familienunternehmen lassen sich mit einem Haus vergleichen: In jedem Raum werden andere Gespräche geführt. Erfolgreiche externe Führungskräfte halten sich an diese unsichtbare Ordnung. Der „Management- und Führungsraum" ist ihr Ort – hier gilt es, strategischen Weitblick und operative Exzellenz zu beweisen. Das „Familienzimmer" hingegen bleibt der Familie vorbehalten.

Wer als Externer in familiäre Auseinandersetzungen verwickelt wird, verliert fast immer. Blut ist dicker als Wasser – und in Familienunternehmen ist das mehr als eine Redewendung.

2. Diskretion ist keine Option – sondern Überlebensstrategie

Führungskräfte in Familienunternehmen haben oft Zugang zu sehr privaten Informationen. Doch nicht Zurückhaltung, sondern absolute Diskretion ist gefragt. Während es in Konzernen „Power Plays" gibt, werden in Familienunternehmen Vertrauensbrüche selten verziehen.

Die erfolgreichsten externen Manager wissen: Ihre langfristige Position hängt davon ab, als unparteiischer, vertrauenswürdiger Vertrauter zu gelten.

3. Kompetenz als Schlüssel zur inneren Zirkelbildung

Viele kritische Entscheidungen fallen außerhalb offizieller Meetings – beim Familienessen oder beim Sonntagsspaziergang. Hier haben familienfremde Führungskräfte meist keinen Zugang. Doch es gibt einen Weg hinein: absolute Exzellenz. Eine brillante Finanzanalystin wurde zur entscheidenden Stimme in einer Unternehmerfamilie – nicht, weil sie forderte, dabei zu sein, sondern weil sie so gut war, dass die Familie sie freiwillig einbezog.

4. Vermeiden Sie Stellvertreterkriege

Externe Manager sollten sich niemals mit einem einzelnen Familienzweig verbünden. Was kurzfristig wie ein Karriereturbo wirkt, kann langfristig ruinös sein. Familienkonflikte sind oft tief verwurzelt und können sich über Jahre erstrecken. Wer als Führungskraft Partei ergreift, wird schnell zum Bauernopfer, wenn die Machtverhältnisse sich verschieben. Unser Rat:

Neutralität wahren, Brücken bauen, niemals Partei ergreifen.

5. Die Kunst der subtilen Anerkennung

Wer als Externer in einem Familienunternehmen überleben will, sollte Erfolge niemals ausschließlich für sich beanspruchen. Stattdessen ist es klug, strategische Anerkennung zu verteilen. Wer einem Sohn vor seinem Vater hilft, sich als starker Leader zu profilieren, gewinnt seine Loyalität oft ein Leben lang.

Die besten familienfremden Führungskräfte schaffen es den Familienmitgliedern das Gefühl geben, selbst die Helden der Geschichte zu sein.

6. Unparteiische Außenstehende als Schutzmechanismus

Feedback-Kultur in Familienunternehmen ist kompliziert. Ein ehrliches Performance-Gespräch mit einem Gesellschafter, der eines Tages CEO werden könnte, birgt Risiken. Die Lösung: Externe Vermittler. Professionelle 360-Grad-Feedback-Systeme oder neutrale Vorstandsmitglieder können Kritik objektiv vermitteln, ohne dass sie direkt von der Führungskraft kommt. Dies schützt vor langfristigen Loyalitätskonflikten.

7. Kennen Sie Ihre Grenzen

Der wohl wichtigste Punkt: In einem Familienunternehmen gibt es oft eine natürliche Decke für familienfremde Führungskräfte. Selbst brillantes Management ersetzt keine Blutsverwandtschaft. Wer dies versteht und akzeptiert, kann strategischer planen und realistische Karriereziele setzen.

Führungskräfte, die sich früh bewusst sind, welche Positionen für sie erreichbar sind – und welche nicht –, vermeiden langfristige Frustration.

Fazit

„Hands-on" und direkt, aber mit Fingerspitzengefühl

Erfolgreiche Führung in einem Familienunternehmen ist einerseits „hands-on" und direkt, aber erfordert gleichzeitig die Kunst der Balance. Es braucht den „Macher" mit strategischem Geschick, völliger Diskretion und die Fähigkeit, Erfolge so zu kommunizieren, dass die Familie sich stets im Mittelpunkt sieht.

Diejenigen, die diese Spielregeln meistern, können in Familienunternehmen eine außergewöhnliche Karriere machen – ganz ohne den „richtigen" Nachnamen.

Verabschiedung

Ich danke Ihnen, dass Sie uns heute begleitet haben.

Wenn Sie Impulse aus dieser Episode mitnehmen konnten, freue ich mich, wenn wir in der nächsten Folge erneut voneinander hören.

Bis dahin wünsche ich Ihnen – wie immer – viel Erfolg bei der Umsetzung: im Tagesgeschäft und über Generationen.

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