I'll be back: Wie Sie in einer Krise wieder die Führung des Familienunternehmens übernehmen
Shownotes
Wann ist Erfahrung ein Rettungsanker – und wann wird sie zur Gefahr für die Nachfolge?
Krisen sind ein Härtetest für jede Nachfolge – besonders, wenn die Senior-Generation zurückkehren will. Doch ohne klare Spielregeln wird aus dem gut gemeinten Eingreifen schnell ein Führungschaos. Diese Episode zeigt, wie Rückkehr-Szenarien professionell gestaltet werden – mit klaren Rollen, objektiven Leistungsmaßstäben und strukturiertem Dialog zwischen Alt und Neu.
Schlüsselerkenntnisse der Episode
- Der Rückgriff auf Senior-Unternehmer in der Krise ist nur dann hilfreich, wenn er klar strukturiert und abgestimmt erfolgt.
- Ein plötzlicher Wiedereinstieg untergräbt die Autorität der Nachfolgegeneration – mit schwerwiegenden Folgen für Führung und Kultur.
- Erfolgreiche Familienunternehmen definieren klare Re-Engagement-Regeln – bevor die Krise eintritt.
Vorteile für den Zuhörer
- Verstehen Sie, wie Sie die Balance zwischen Erfahrung und Zukunftsfähigkeit im Krisenfall professionell steuern.
- Erkennen Sie, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, bevor die Senior-Generation wieder eingreift.
- Lernen Sie bewährte Modelle kennen, mit denen Familienunternehmen Rückkehr und Stabilität ohne Machtkampf vereinen.
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Transkript anzeigen
I'LL BE BACK: Wie Sie in einer Krise
wieder die Führung des
Familienunternehmens übernehmen
In einer existenziellen Unternehmenskrise stehen viele Familienunternehmen vor
einer schwierigen Frage: Sollte der Senior-Unternehmer zurückkehren, um das
Unternehmen zu stabilisieren, oder schadet dies der Autorität der
Nachfolgegeneration?
Der Fall von Mark und Peter zeigt, wie schnell so ein extrem problematisches
Machtvakuum entstehen kann, wenn die Rückkehr "des Alten" ad-hoc erfolgt.
Die richtige Balance zwischen Erfahrung und Innovation ist entscheidend – mit
klaren Re-Engagement-Regeln, glasklaren Zielen, professioneller
Leistungsbeurteilung und strukturierten Kommunikationsmechanismen. Nur so
kann die Senior-Generation in Krisen eine wertvolle Ressource statt eine
irreparable Beschädigung sein.
Die Herausforderung: Wenn Nachfolge auf Krise trifft
Der Führungswechsel in Familienunternehmen ist ein Balanceakt zwischen Tradition
und Innovation. Die erfolgreiche Übergabe von der Senior- an die
Nachfolgegeneration erfordert Vertrauen, Klarheit und eine klare Rollendefinition.
Doch was passiert, wenn eine Krise das Unternehmen erschüttert? Ist der Rückgriff auf die erfahrene Gründerpersönlichkeit ein Rettungsanker oder eine Gefahr für die
neue Führungskultur?
Der Fall Mark und Peter: Ein Lehrstück über Führungsdynamik
Mark, Gründer eines Immobilienunternehmens, zog sich nach Jahrzehnten an der
Spitze zurück, um seinem Sohn Peter die Geschäftsführung zu überlassen. Der
Übergang war nicht reibungslos, aber letztlich erfolgreich. Peter gewann das
Vertrauen der Belegschaft, der Investoren und der Marktpartner. Mark hielt sich –
wie vereinbart – aus dem Tagesgeschäft heraus und diente als diskreter Ratgeber im
Hintergrund.
Dann kam die Covid-19-Krise. Mietausfälle, Liquiditätsengpässe und Partner, die
ihre Zusagen nicht mehr erfüllen konnten, bedrohten das Unternehmen. Mark sah
sein Lebenswerk gefährdet und übernahm unangekündigt wieder die operative
Führung. Doch Peter war überzeugt, dass er die Situation meistern konnte – und
leistete Widerstand. Es entstand ein brandgefährliches Machtvakuum: Peter umging
seinen Vater, Mark agierte informell und untergrub so ungewollt Peters Autorität. Die
Unsicherheit lähmte die gesamte Organisation und verschärfte die Krise noch weiter.
Die entscheidende Frage: Wann sollte der Senior zurückkehren –
und in welcher Form?
Die Rückkehr einer früheren Führungskraft kann eine Ressource sein – oder eine
Bedrohung. Familienunternehmen müssen frühzeitig klären, welche
Rahmenbedingungen für ein Re-Engagement gelten sollten. Drei Faktoren sind entscheidend:
1. Objektive Leistungsbeurteilung des Nachfolgers Externe Expertise kann
helfen, eine unvoreingenommene Einschätzung der Führungskompetenz des
Nachfolgers zu gewinnen. Hätten Mark und Peter eine solche Überprüfung
durch den Beirat oder unabhängige Experten durchgeführt, wäre klar
geworden, dass Peter durchaus in der Lage war, die Krise zu bewältigen –
aber mit punktueller Unterstützung in spezifischen Bereichen.
2. Strukturierte Kommunikationsmechanismen zwischen Alt- und
Neu-Führung Häufig werden während der Nachfolge persönliche Gespräche
reduziert. Doch genau in der Krise ist ein strukturierter, regelmäßiger
Austausch essenziell. Mark und Peter hätten von einer klar definierten
Gesprächsroutine profitiert, die es dem Senior erlaubt, Einfluss zu nehmen,
ohne das Tagesgeschäft zu dominieren.
3. Respektierung der Entscheidungswege In Krisen muss
Entscheidungsfindung klar geregelt sein. Ein Senior, der zurückkehrt, sollte
dies in einer definierten Rolle tun – sei es als Beirat, Coach oder
Interimslenker mit klar begrenztem Mandat. Unstrukturierte
Rückkehrversuche, wie sie bei Mark und Peter zu beobachten waren, führen
zu innerer Erosion und Vertrauensverlust.
Erfolgreiche Modelle: Was Familienunternehmen besser machen
können
Ein anderes Familienunternehmen, das nach dem Rückzug des Gründers florierte,
erlitt einen Rückschlag, als dieser in einer schwierigen Phase erneut das Ruder
übernahm. Die Folge: Spaltung in zwei Lager, lähmende Entscheidungsblockaden
und schließlich der Niedergang des Unternehmens.
Andere Familienunternehmen haben es besser gelöst:
● Definition klarer Re-Engagement-Szenarien: Wann genau ist eine
Rückkehr gerechtfertigt? Welche Mechanismen greifen dann?
● Externe Moderation von Machtfragen: Ein Beirat oder unabhängige
Experten können die Balance zwischen Erfahrung und Innovation wahren.
● Bewusste Positionierung der Senior-Generation: Statt einer Rückkehr als
operative Kraft kann die Rolle als strategischer Impulsgeber eine effektivere
Lösung sein.
Die Dosis macht das Gift und Überraschungen sind tabu
Krisen sind der ultimative Test für Führungsmodelle in Familienunternehmen. Ein
überstürzter Rückgriff auf frühere Führungspersönlichkeiten kann mehr Schaden
als Nutzen anrichten. Doch wenn klare Spielregeln herrschen und die
Senior-Generation bewusst eingebunden wird, kann Erfahrung in schwierigen
Zeiten eine wertvolle Ressource sein.
Der Schlüssel liegt in einer strategischen Weichenstellung – lange bevor die Krise
eintritt.
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